KAUM GEDACHT !
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55. In diesem Dorfe blieb ich zwei Tage lang und wartete auf die Rtickkehr meiner Jungens • Im Laufe des dritten Tages kamen die Leute zuruck und brachten 15 Rekruten, darunter zwei Weiber. Von diesen 15 Rekruten waren hochstens 5 Oder 4 Freiwillige. Ich hatte keine grosse Lust, diese mit Gewalt von ihren Platzen weggeschleppten Naturkinder mitzunehmen, konnte aber, da Hauser auch an der Sache beteiligt war, augenblicklich nicht viel maohen. Nachdem der Hauptling und seine Krieger ihren Lohn fur die geleisteten Dienste erhalten hatten, brachen wir mit unseren Gefangenen gleich auf und erreichten gegen Sonnenuntergang den Strand. Um auf dem Ruckwege zur Beach ein Entweichen der neuangeworbenen Rekruten zu verhindem, wurden dieselben mit ihren Armringen an eine lange Fischleine befestigt, aber so, dass jedem noch immer genligend Bewegungsfreiheit zum Gehen blieb. In "Palmalmal" angekommen ging es an die Verteilung der Beute. Ich nahm 5 Jungens und die jiingere der beiden Marys, bestand aber darauf, dass das andere '.eib, welche, wie ich von den Arbeitem erfahren hatte, in ihrem Dorfe ein kleines Kind zuriickgelassen hatte, sofort zuruckgeschickt wurde. Hatte Hauser sein Versprechen gehalten, so hatte er sich und mir viel Unannehmlichkeiten ersoart. Auch die Dorfschone aus Arawe liess ich in Palmalmal zuriick. Ich konnte unter den neuangeworbenen Arbeitem und meiner Boatscrew keinen finden, welcher sie heiraten wollte. Einer meiner Bootsjungen erklarte mir Ruf PID-GIN-ENGLISCH, dass das Wdchen selbst von den kraf tigs ten Llannem nicht zu befriedigen war. "XIE FELLER, ME NO ENOUGH LONG HIM, THIS FELIER MARY HE LIKEM SIX FELLER MAN ONE TO®’’, sagte der Junge kopfschiittelnd. Da Fritz Hauser versprach, der i.iary einen passenden Mann zu finden, und mir als Gegenwert einen kraftigen Jungen, welcher in Rabaul £ 10 brachte, gab, war ich froh, dass ich das Weibsbild los war. Ich fand es auch durchaus nicht leicht, unter den neuangeworbenen Jungens ftir die junge lAary einen passenden Mann zu finden. Das Madchen litt unter TINEA (Ringwurm) und war mit dieser schuppenartigen Hautkrankheit am ganzen Unterkorper bedeckt. Da keine ledigen Weiber rekrutiert werden durften, verheiratete ich das Madchen an einen der neuen Sulka-
Jungens, welcher auch keine gros- • ae Lust zu haben schien. Von Palmalraal aus fuhren wir via Wasser* fall-Bucht nach Kap Oxford, wo wir weitere 5 Jungens rekrutierten. Hiner davon riss aber am nachsten Tage wieder aus, so dass ich J Ta* ge spater naoh einer Abwesenheit von 2 1/2 Mo* naten mit 16 Arbeitern und 2 Tonnen Muscheln in Rabaul ankam ! Teh brauchte ciie Arbeiter nur noch bei der Behorde vorzustellen, was aber, da es nicht durchwegs Freiwillige waren, immerhin mit ziemlichem Risiko verbunden war. Gluckli* cherweise war der Chef des Arbeiterburos ein mir bekannter Cifizier, und die Sache war schnell erledigt; nur mit der Mary ware es beinahe schief &&& gegangen* Der Chef des Bu« ros war sohon nach Hause gegangen, und der Schreiber (ein Corporal) war mit der Anferti* gung der Kontrakte beschaftigt, als Warrant Officer Coogan den Sulka-Jungen frug, ob das Madchen seine ary sei, welche Fraga von dem Bengel mit einem kraftigen Kopfschiitteln beant= wortet wurde. Der mit dem Ausfiillen der Xon» trakte beschaftigte Korporal gab nun nat'irlich auch seinen Senf dazu und behauptete, Capt. Laycock, der Chef des Buros, hatte die Arbei* ter iiberhaupt nicht ausgefragt, kam aber mit seiner Bemerkung an die verkehrte Adresee. Coogan, welcher anscheinend fur den Kor= poral nicht viel iibrig hatte, gab diesem mit zieralich barschen Worten den Befehl, die Kon* trakte auszufiillen, und den Rat, sich in Zu* kunft jeglicher Kritik seiner Vorgesetzten zu enthalten. Zu mir aber sagte er nachher: ”Wir wissen, dass es heutzutage sehr schwer ist, Arbeiter zu kriegen, und driicken auch moistens ein Auge zu, wenn die Anwerbe-Gesetze von den Rekrutierern nicht immer befolgt werden; but we definitely draw the line at the recruiting of single Marys; however, I’ll let it go this time, but don’t try it again.“ Ich war natiir* lich froh, dass ich noch mit heiler Haut durchschliipfte, schickte die Arbeiter noch am selben Tage nach Paining und verkaufte die 2 Tonnen ; uscheln an Hemsheim Co.
Harry Bond aus Arawe hatte inzwischen an seine Firma in Rabaul geschrieben und sich be* schwert, dass ich ihm in seinem Distrikt mit meinem Kutter zuviel Konkurrenz im Rekrutie* ren und Handel mache. Ich war daher nicht sehr erstaunt, als ich einige Tage nach meiner An* kunft in Rabaul ein Schreiben vom Chef der H.S.A.G. erhielt, in welchem er mir eine Stel* lung als Pflanzungsassistent aribot. Ich nriisse aber, so sagte Ml Herr Ehemann, "erst meine Sporen verdienen”. Zu diesem Zwecke schickte er mich mit JO neuangeworbenen Neu Guinea -
Arbeitern nach^rougainvi lie, wo ich fur den Landmesser die Grenzen von vier 10.000 ha grossen,der Firms gehdrenden Grunds tiicken ausschlagen musste. Diese Arbeit, welche 7 Monate dauerte und wegen des teilweise sehr sumpfigen Gelandes schwierig wrt, erfiillte ich auch zur vollkommenen Zufriedenheit meine s Chefs und bekam daher nach meiner Ruck* kehr nach Rabaul die Stelle als erster Assistant auf der Grosspflanzung 1% ULAVEO.
( Schluss folgt. )
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Bibliographic details
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 128, 10 September 1944, Page 8
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