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KAUM GEDACHT !

27.

(Alle hechte vorbehalten.Nachdruck vorbot-en.)

Wir hatten auch einen Passagier mit. Rs war ein junger Englander namens Joss Holmes, weloher nach der an der Sudkiiste Neu-Poiamerns gelegenen Pflanzupg ’’Lindenhafen” wolltee.Da wir Ladung fur die drei an der Sudkuste gele® genen Pflanzungen hatten, ware es fur uns ei® gentlioh vorteilhafter gewesen, sofort dort« hin zu fahren, um Ladung und Passagier loszuwerden,und uns erst auf dem Ruckwege dem Ar® beiter-Anwerben und Ankauf von Toca-I uscheln zu widrnen. Aber der Zapitan wollte durchaus, dass ioh einen Air verb in de a Gebiete der SULXAS maohte, und so wurde ich denn am nachsten Tage mit 4 Tragem und dem notlgen Material am Gudende der "Grossen Bucht” abgesetzt, um mein Glhck zu versuchen. l.chnacken® berg fuhr mit ’’Anna” waiter und versprach, in der 50 Meilen entf?rnten Wasserfall-Buoht auf mich zu v/arten. Ils ist hier wohl angebracht, die damals im Arohipel herrsohenden Verhalt= nisse und Rekrutierungsmethoden etwas naher zu beschreiben. Lie drei grossten deutschen Firmen hatten durch die erzielten hbhen ZopraFreise gross© Xapitalien zur Verfiigung und be= achlossen, da dar Geld wahrend des .’rleges nicht anderwartE angelegt warden konnte, das® selbe in extensiven Keupflanzungen anzulegen. Dies© Neupflanzungen brachten es nun wieder

mit sich, class mil der Zeit ein krbsitermangel eintrat. Um diesen Arbeitermangel zu beheben, schickten di© grossen Kompagnien und ein fell der Privatpflanzer nicht nur ihre eigenen Schooners zum Anwerben, sondem sie machten auoh Kontrakt© mit Liigentumera von Fahrzeugen und bezahlten fur jeden Jungen mit dreijahrigem Arbeitskontrakt von £8 bia £lO pro Fann. Lie ganzen Unkosten musst© naturlich der Anwerber tragen. hiese Unkosten bestanden in der Ausriistung und VerprovianLierung des Schooners, Lohnung der Schiffsbesatzung, Coio® mission an etwaige llilfsrekrutierer und Hauptlinge, 20 Shilling Handgeld und $/— pro Kopf Anwerb egebiih ran. Hatte der Rekrutierer Gliick und machte er sich über die Art und Weise der üblichen I<e= krutierungsmethoden keine Gewissenstisse, so konnte eine erfolgreiche Reise wohl mit einem erheblichen Zrdit-Saldo abschliessen. War aber das Gegenteil der Fall, so kam der Schooner nach 2 Fonaten leer zuriick, und der Anwerber musste den Verlust selbst tragen. Bei einer erfolgreichen Rekrutierungsreise kamen so viele Faktoren, wie guter Ruf der Ar« beitsgeber resp. der Pflanzung, fur welche die Arbeiter rekrutiert warden, Name und Grosse

des Schooners, des Kapi* tans und der Besatzung, Lust der Eingeborenen zur Arbeit, etc., in Frage,dass drs Kekrutieren auf eigene Kosten imnierhin eine gewagte '.ache war und von Privatleuten nur Behr ungem unternommen wurde. Ba oben* drein auf ’Jbertretung der Arbeiterverordnung strenge Strafen standen und die Eingeborenen im Inneren de loch wild waren, wurde von den allgemein — und mit Recht — gesagt, dass sie “mit einem Fusse im Grabe und mit dem anderen in Gefangnis” st tinden. Teh war kaum eine Stunde im Borfe, da wusste ich schon, dass die nachsten 8 Tage wohl viel Arbeit und.Gefe.hr, dafiir aber uniso weniger Erfolg bringen warden. Bas Gebiet der Strandsulkas war dure’ >errekrutieren so ent* vilkert worden, dass die zuruckgebliebenen Jungen Lanner kaum genug waren, ihre Felder zv bestellen und ihr ’;ad and Gut gegen die streit* lustigen Bergbewohner zu verteidigen. Siner der klagte mir be* Bonders sein Leid. Vor einigen Stunden, so er* er, sei ein : ann aus dem ersten Berg* dorfe auf seinem v elde gewesen und habe da Ta* ros geklaut. Les lieben Friedens haloer habe er aber nichtr- gesagt. Bann sei der Mann ge~ koromen und habe sein Weib am Hintem mit einem Sneer verwundet. Trotzdem nun Grund genug zum Abbruch der diploraatischen Beziehungen bestand, hatte er wieder eLn .uge zugedr ckt, wenn der Gauner nicht gleichzeitig sein Lieblings* schwein gestohlen hatte. ’Jetzt gibt es aber Krieg bis auf’s 'esser; mal gut, dass Bu mit Beinem Gewehr hier hist”, sagte er; ”ich gehe morgen mit Dir, und wir werden dem Kerl sei= nen Schweinebraten schon versa?tzen. ” Da ich weder das Recht noch die Lust da.zu hatte, Strsfexneditionen zu organisieren, sondem nur zum Rekrutieren da war, winKte ich zum grosser Bedauem des al ten Perm natiirlich ab; gab ihm aber den Rat, seine p eschwerde beim KADI (Rich? ter) in vor zu I ' rmgen. Zur «Jntschuldi* gung der im allgemeinen friedfertigen Berg* volker muss festgestellt werden, dass die Sohuld an dem gespanrten Verh"ltnis, welches damals zwischen ihnen und den S trandbewohnem herrsente, in grosser Ganzen den letzteren in die Schuhe geschoben werden muss. Dem sie waren es, welche den 3esatzungen der Rekrutie—runp’sschiffe nicht nur den Weg in die Berg= dorfer zeigten, sondem in vielen fallen selbst mithalfen, Junge Fanner und 'Teiber mit Gewalt wegzuschleopen. Heine Geffihle waren daher ziemlich genii scht, als ich sm nachsten Morgen den steilen Pfad ins erste Bergdorf antrat. Es geb iiberhaupt keinen ’Veg der KUste

entlang; und der Wasserfall-Bucht zu gelangen, wo ’’Anna” mich erwartete, rausste ich ins erste Bergdorf hinauf, um von da aus wie* der ins nSchste Kiistendorf hinunter zu stei* gen. Audi die Bergddrfer schienen nur mit den in nachster Nahe liegenden Kustendorfern in Verbindung zu sein; so dass id eine gauze Wo* che um nach Wsrerfall-Bucht zu gelangen. Rekrutiert habe ioh in der ganzen Wo* che keinen einzigen Jungen. bs waren sehr we c: nig D'eiber und Kinder zu sehen, und ria die Manner in den Bergdorfern, wo wir ten, sehr zuruckhalterd waren und mit Keule unci Schleuder bewaffnet herums tanden, muss ten wir nachts 7<ache stehen. Allem Anscheine nach mussten die Bewohner dieser Dbrfer in dan letzten Jahren mit den Besatzungen der Rekrutierungsschooners viele schlechte Brfahrungen gemaoht haben,denn sonst ware wiser Smpfang viel freundlicher gewesen. Trotz der Stranezen und des Tisserfolges mei» nes Abstechere in die Borge war die Reise far mich insofern von grossem Interesse, als ich einen neuen Sta.n i kennen lernte. Die Sulkas sind ein schoner ] 'enschenstamm und huldigen dem Ahnenkultus. Die Gerippe der Verstorbenen werden in lange,aus Palmenblat* tern angefertigte, rautenformige Behalter ge* gerauohert und in den DohnhMusern jahre* lang aufbewahrt. Was das Gesch]echtrleben der Sulkas betrifft, so konnten viele auf einer hdheren Xulturstufe stehende vyiker etwas bei diesem schonen Menschenstammo leroen. Ge« schlechtsverkehr vor der Verheiratung kommt kaum vor, und etweige lib er tre tungen werden durch das ScherLengericht mit zeitweiliger Verbannung bestraft. Was die Jungen Leute in dieser Beziehung vor der Verheiratung vermissen, wird snschei* nend in den Flitterwochen griindlich nachge*. holt. Das neuverheiratete Paai zieht in eine von Broutigam auf seinem gobnute, kleine Hutte, vird von den Verwandten Beko* stigt und kornrat erst ins Dorf zur‘ick,wenn die Braut ceutliche Zeichen von C 'chw*ngersshaft zeigt. Die Braut sieht dann, dank der von den Verwandten go lieferten Leckerbissen,wohl go* nahrt und zufrieden, der Junge angegriffen und erholungsbediirftig aus. Er hat aber geniigend Zeit, si ch zu erholen, denn von Jetzt an bis zur Entwohnung des Kindes ist rein Weib streng? st ens TABU fiir ihn.

(Fortsetzung folgt.)

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Bibliographic details

Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 120, 16 July 1944, Page 6

Word Count
1,108

KAUM GEDACHT ! Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 120, 16 July 1944, Page 6

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