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DER AMERIKANER IM KRIEGE.

2.) In der Heimat-Front.

Brad Johnston mit seiner Frau sitzen in einer der vornehmsten Bars von ’ ; ollywood,sie im Seidei-kleid lit 4 Silberfuchsen, er im grauen Ge ell ;cH HAsanzug, sie trinken Fourbon mit Wasser 50 cents per. - "Route geht es, heute verdienen wir 10. COO Dollar im Janr, was anderes wie vor 4 Jahren,als wir n&ci- hier kainen, von Wirbel- und Sands tiir men aus unserem Besitztuia in Arkansas vertrieben; es war furchterlich; mit 75 cents kaman wir hier an und fanden Arbeit auf Fruchtfarmen, wo wir fur 15-20 cents die Stunde arbeiteten, 20 Stunden am Tag©, und dann nichts zu essen uni in elenden 1 lit ten untergebracht, wo wir dauemd von Landgendarmen und der Sittenpolizei aufgestdbert wurden, die uns zu gern als LandStreicher wieder ausgewiesen hatten ! — Heu.tig sind wir dar liber weg, heute verdienen wir Geld, viel Geld, meine Faarfrisur kostet nur 25 Bucks, wir haben*s ja? letzte Hoche haben wir 200 Dollar verdient* ,>acht 10.000 im Jahrj wir sind jetzt Flugzeugbauer. Es wird aber nicht ndauern; sowie Fried© kommt, warden .illionen Arbeiter auf der Stelle entlas sen, und was dann ? — .vii- wisren schon, was wir machen werden: nach Arkansas ! Da kaufen wir uns eine Full-Station und kennan dann der Zukunft ruhig entgegen sehen, oder vielleicht pine kleine Farm, Oder dergleichen. Und zwar gehen wir schon jetzt,ehe der Sturm einsetzt, wenr der Friede erklart ist, wo dann Hunderttausende wieder zuriick in ihre Heimat komnien auf schnellsten Wegen und alles auf- und weg-kaufen, sodass wir dann wohl such wieder in der Patsche sitzen warden ! - Wir haben gelemt, auf unser Wohl eufzupassen; die Vergangenheit konnen wir nicht vergessen, nicht so leicht ” — So sind heute Hunderttau°ende eingestellt langs der ganzen Westkuste, wo die grossen Flugfabriken sind, die jede Hun ierttausende von Arbeitem beschaftigen und andauemd knapp an billigen sind. Sie kor <en, arbeiten, sparen und sparen alles, was nur gespart werden kann; die Angst vor der aus den Staaten ja bekannten Armut der niederen Volkskreise kennen sie und vergassen sie nicht. Und da wird koine Riioksicht genommen auf den Kriegszustand, auf das evige Geschrei ”rrodu:iert,produziert,wir brauchen Waffen und Zum Deubel it den i''abrikanten und der Regierung, erst kominan wir fur uns aselbst ! Und so wandern Teusende wieder dorthin, von wo sie kam’en. Ein eklatanter Beweis, wie die Demokratien ihre Volker aus-

nutzian und behandelten und wAe siese dann reagieren in Zeiten der Not. - Und nun kommt die Regierung. Sie braucht Mannschaften fur den Krieg, und sogar aus den Betrieben warden sie zu Tausenden ausgemerzt, und die iibrigen, die als "Unersetzlich" bezeichnet sind, bekommen nur eine 6-monatliche Zuruckstellung, um dann wieder untersucht und evtl. ins Militar gesteckt zu werden, woduroh alsdann zusainmen die Arbeitemot iunner scharfer und grosser wird. - Nach einer halbjahrlichen Periods waren in Califomiens Flugzeugfabriken 150.000 neue Arbeiter eingestellt; am Ende dieser Periods waren aber nur noch gegen 20.000 davon zurstelle. - Im September brauchte diese Industrie 13.700 neue Arbeiter zu den bereits besohhftigten 300.000. Zu dieeem Zweck wurden 35.000 eingestellt, da die IndustrieLeitung ja wusste, dass innerhalb desselben Monate ungefahr 19.000 die Arbeit wieder auf« geben wurden; fur die ini November benbtigten 14.000 wird die Anwerbung weiterer 53*000 wieder notwendig, und so geht es waiter. Von diesen Tausenden geben ihre Arbeit wieder auf, reap, verlieren die Werke: 8% innerhalb der ersten zwei Wochen; mehr ale halten kaum zwei Monate aus; ungefahr die Halfte verl&sst die Arbeit innerhalb von drei Konaten, sodase am Finds des Jahres nur gegen 15% iibrig sind ! - Was inacht nun der Arbeitgeber alles, um seine Leute festzuhalten ? Man muss staunen ! Neben leichter Arbeit in passablen Stuiiden, hohen Lbhnen, ist keine ft neue Idee zu verriickt, um sie nicht zur Anwendung zu bringen. Sage und schreibes 88 sind eingespannt, um dem Arbeiter pein los bei der Industrie angenehm zu machen. Werdende Hitter, kleine Kinder, grosse Kinder, Leichtkranke, Schwerkranke, Eheschlieseungen, Scheidungen, Lenderwerb, Verkaufe s Prozesse, alles wird von der Fabrik besorgt, versorgt, gepflegt, gestellt und in Verwaltung genommen, ohne dem Arbeiter auch nur einen cent dafßr zu belasten. Und das letzte ist dieser Trumpf: Die von I'orgenthau angesetzte Einkommensteuer von rund 20% wird nun auch vom Arbeitgeber gezahlt, da der Arbeiter diese Steuer als eine Kiirzung seines Lohnes ansieht, die er nicht anerkennt ! Vergiinstigungen wie Theaterbillets, Fahrerlizenz, Benzincoupon-Besorgung, Bezahlung von Verkehrsstrafen, Ausfertigung von SteUer-Deklsrationen und ahnliche RegierungsgeschSfte, alles dies ist selbstver standlich Pflicht des Arbeitgebers. Daneben laufen naturlich die Kaffeestuben und Ess-Sale, wo Speisen zu lacherlich

( 1)11115611 Preisen vWabreicht warden. In den Fabriken selbst sind VaudevilleVerstellungen in den Pausen, Konzert, Rusik und Tanz an der Tagesordnung. Sogar Dari ehen von 25 - 50 Dollar werden ohne Zinsberechnung gegeben; einem Arbeiter gelang es, die Zusage fur ein zinsenfreies Darlehen von 3LFTAUSEKD Dollar zu erhalten, und als man es ihm weigerte, drohte er mit E ins te Hung der Arbeit ! Im September war der Hangel an Arbeitem so gross, dass dor Untersta&tssekretar fur den Krieg, Patterson, mit General Marshall und an* deren Armeefuhrern die Fabrikanten von Plug* zeugen zu einer Honferenz nach Washington einlud, die jedoch dahin auslief, dass die nach Ort und Stelle gesandte Sachverstandigen - Kommission als einzigstes diesen Rat geben SS konnte: Verringert die Zahl der Mannschaften der Armee, :>rine und Luft, sodass sie mit dem vorhandenen Material auskommen; eine Mehrlieferung iet vollig ausser Frage. - Die undenkbarsten Wege und J ittel wurden versucht, um mehr Arbeiter und Mrauen zu finden fur den Flugzeugbau. So wurden an einer Stelle sechs redegewandte haute beauftragt, Frauen zur Arbeit zu überreden; sie besuchten 1500 in ihren Wohnungen, erhielten 150 Versprechungen, dass die betreffenden Frauen sich die Fabrik erst mal ansehen wollten 5 75 von die sen erschienen auch, und nachc’em sie auf’s bests bewirtet und unterhalten worden waren und ihnen alle 88 Wohltatigkeitseinrichtungen . erlautert und ’.He C inrich tungen der Fabrik gezeigt und vorgefiihrt worden waren, kamen dann auch V I E R zur Arbeit. Doch zwei kiindigten schon nach Ab 1 auf von drei Monaten,und eine weitere drohte nit Cundigung, wenn nicht dafur gesorgt wiirde, dass der Vormann ihrer - Abteilung sie in Ruhe liesse — sie war eine hubsohe Frau und verstand sich passend anzuziehen ! - Abgesehen davon, dasa die Frau eben nicht fur andauemde, regelmassige Arbeit geschaffen ist und viele es nie und nimmer lemen werden, mit Maschinerie zu hantieren, spielen andere "personliche Grhnde” eine grosse Rolle, von denen nicht der kleinite dec ist, caes die Frau sich um das Fortbestahen ihrer Ehe, ihres Heims sorgt und die Gefahr einfach nicht riskieren will und kann. — Die Sorge fur die Zukunft scheint aber doch wohl der Hauptgrund zu sein fur die Aroeiterknappheit. Besonders Frauen vertreten .den Standpunkt, dass es richtiger ist, schon jetzt sich eine feste Stellung zu besorgen, da je auch nach dem Kriege die Famine und die Kina er essen wollen und die Fittel dazu eben beschafft werden AITSSEN. Viele nah-

men die erste (Jlegenheit, die sich bietet, wahr, geben ihre Arbeit auf und nehmen Stellungen in Restaurants, Haushaltungen und derartigen Beschdftigungen an, solange sie dauemde Peschaftigung versprechen, sodass auch hier die Menschenmasse sich gegen das Hen-schen-Jberangebot am Friedenstage zu schiitzen weiss. ■ Die einzige Dosung dieses ungeheuren Problems, und das ist keine LOSUNG, ist dies die amerikanische Regierung muss eben sich zufrieden geben mit dem, was die Werke liefern kdnnen. Bestellungen auf Zahl und Zeit gibt es auch nicht an einem einzigen Werk. - Fatiirlich drangt sich uns die Frage auf, woher kommen denn nun die ungeheuren Mttel, die von den Fabrikanten aufg’ewcndet werden, um Arbeiter zu halten. Alles was der Arbeiter f(ir seine Arbeit erhalt, muss fiir Geld gekauft werden, neben den hohen Lohnen. -—Das wird so gemacht: Der Lieferant hat mit der Regierung dies Abkommen: Das zu liefemde Fluf = zeug kostet: ALLE UHKDSTEN, zuziiglich eines gewissen Prozentsatzes fur den Verdienst des Werkes. Mithin ist der Fabrikant der unmoglichen Pflicht enthoben, zu einem festgesetzten Preis seine Waren zu liefem ! -

Vorstehende Schilderung ist aus einem Artikel in COLLIER’S vom Ende Deze her 1943 in freier Übersetzung gewonnen.

R.P.B.

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Bibliographic details

Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 104, 19 March 1944, Page 3

Word Count
1,308

DER AMERIKANER IM KRIEGE. Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 104, 19 March 1944, Page 3

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