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KAUM GEDACHT!

(Alls Rechte vor-jehalten.Nachdruck verboten.) 7. Jjarauf ging ich über auf die ’‘MAGDALENA RED)” (spatere “Annalise”), die der BlumenthalKompagnie angehorte und fiir wilde Fahrten nach Sudanerika bestimmt wax'. Diese Eeisen brachten uns nach Brasilien und Argentinian, Nach Montevideo, Buenos Aires, dann urn das Zap nach Valparaiso und hinauf nach Colon und Panama. Wir brachten meistens Eisen und Stiickgut von Antwerpen und luden Schwefel in Sudamerika. In Valparaiso traf ich dabei einen Hamburger,der mich (iber dieses Land der Zukunft fast überzeugt hatte, und ich ware wohl zuriickgegangen, wenn sich nicht in meinen nachsten Reisen eine ebenfalls schone Welt vor meinen Augen aufgetan hatte. Als ich zuriick kam, hot wich namlich gerade cine Gelegenheit fiir Mittelmeen-Reisen, die ich nicht versliumen wollte und die mir schliesslich auch von alien am besten gefal=

len soilten.

• j c h niusterte auf des Norddeutschen Lloyd, die damals an die RolandKompagnie fur die I'ittelmeer-Feisen verdingt worden war, an. Wir kamen von der nord-afrika-nischen Kiiste bis hiniiber nach Griechenland und in das Schwarze . leer hinauf MM nach Burgas, Vasa, Braila, Constanza, Odessa, Sebastopol, Novorossisk, Poti und Batum. Dann ging es auch wieder bis an die syrische Kuste hiniiber nach Jaffa, Haifa, Beirut und Alexandretta, und auch nach Alexandrien. Und auf der Ruck® raise mussten wir dann gewohnlich in Malta anlegen, urn Kohle zu nehmen. - Diese Reisen hatten immer einen besonderen Reiz, und ich weiss nioht, ob es der klare. siidliche Himmel, die warme Siidluft oaer die lebhaften stidlandischen Jiadels waien, die den Seemann anzogen. - Auf meiner letzten Reise dahin fuhrten wir Lokomotiven fur Srqyrna. Die Bekleidung der Maschinen war im Schiff vers taut, aber unge* 1 fahr ein Dutzend der schweren Kessel war teils vome, tails hinten auf dem flachen Deck über den Luken aufgeturret. Wie es gernde sein soil® te, liefen wir nach einigen Tagen in eine stur® mische See. Welle auf Helle schlug über das Schiff herein und bald entwickelten wir ein ungemiitliches Schaukeln. Der wind pfiff durch die Lucken 3 und die Drahte, mit denen die Kessel angelascht waren, krachten und fingen an, immer mehr und mehr zu geben. Hr wurde ganz übel zumute, als ich nachts meinen Weg über dieses gefahrliche Deck zura Heizraum tastete, und wir waren alle froh, als wir von unserer schweren Ledung, die eben noch an einem Paden hing, in Smyrna befreit wurden. - Zurfick in Hamburg ging ich über auf das Bananen—Schiff "Clavalla”.

Die "Clavalla” brachte Kohle nach Santa Cruz und Teneriffe, und auf der Riickreise fiihrte sie gewohnlich eine voile Ladling Dananen von den Kanarischen Inseln. - Aber der Seemann gibt sich nicht zufrieden, bis er die ganze Welt gesehen hat. So niusterte ich denn wieder beim Lloyd an und bekam den Passagier— Dampfer "York” — ein alter vom letzten Kriege —. auf welchem ich einige Reisen nach New® york, Philadelphia und Baltimore machte. Schliesslich wurde die "York” als Luxusdarapfer fur eine Weltreise ausgestattet, was mich durch das Dittelmeer nach Ostasien und Japan bringen sollte.

Da die meisten Reisenden in Kuropa über Land gehen, legten wir in Genua an. Dann brach« ten wir Passagiere, die nach Jerusalem wollten, nach Jaffa un.f Haifa, und schliesslich ging es durch das Rote .Heer dem femen Os ten entgegen. Wir batten ausserdem Hagenbecks "Tndisches

Dorf” — etwa 500 Inder —, das im Winter in

die Heimat an ord. Diese wurden in Colombo abgesetzt, und wir fuhren waiter n&ch Singapur, Hongkong, Shanghai, Kobe und Yokohama, und dann zuriick über Java und die Philippinen.

Hier, im Femen Oster., tauschten wir wiederum viele Sachen fur europaische Fftbrikate ein. Uhren und Quetschkasten waren besonders beliebt, wahrend unsere Vorliebe bei der feinen Seide, Porzellan und japanischen Tee-Ser-vicen lag. Auch asiatische Affen und Hunde wurden nicht verschmSht. Ich selbst kaufte mir ein Hongkong unter anderem einen schonen, weissen, chinesischen Pudel mit grossen Augen, fiir kaum zwei Dollar; und in Kobe wurde ich Besitzer von einem weiteren Vierbein, das mir sehr gefiel. Dun hatten aber verschiedene Passagiere ihre Schosshiindchen, und zur Vorsicht wurde der Mannschaft geraten, keine Tiere raitzuneh® men. Nichtsdestoweniger fanden es einige eben® so schwer, sich von ihren Tieren zu trennen, wie ich mit meinen zwei Hundchen. - Aber wie es das Schicksal haben wollte, entwickelte ein grosser, reinrassiger Hund, der einem der Passagiere gehbrte, auf der Riickrei.se eine Krankheit, was schliesslich zu dem Ultimatum fiihrte, dass wir bis Suez alle unsere Tiere loswerden mussten. Nur ein Matrose brachte seinen Affen bis nach Antwerpen, aber nicht ohne dass er M eine hiibsche Summe Steuer dafui- bezahlt hatte.

Wir hatten auch eine kleine Kapelle mit Teufelsgeige und Tingel-Tangel an Bord, und oft tanzten und vergniigten wir uns mit den Passagieren, vome auf dem Schiff, bis wir nach Antwerpen und Bremen kamen. Und in Hamburg verliess ich schliesslich selbst die "York”.

( Fortsetzung folgt.)

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Bibliographic details

Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 98, 6 February 1944, Page 8

Word Count
778

KAUM GEDACHT! Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 98, 6 February 1944, Page 8

KAUM GEDACHT! Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 98, 6 February 1944, Page 8

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