Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image
Article image

BRIEFKASTEN.

Lieber Lager-Onkel !

Na, mit Deiner TTaar-Vererbungsgeschichte hast Du aber wieder einmal den richtigen Ton geblasen. Ich glaube, einige Xameraden fangen indessen an zu zweifeln, dass sie vom Affen

abstamiEen, denn sie sagen sich, da mussten wir schliesslich mit einem Pelz geboren sein. Und gerade so gut konnten auch einige vom Ziegenbock abstammen, wenn der Bart, den sie tragen, als ain Merkmal angenommen wird. - Heute mochte ich Dir aber etwas Verniinftigeres erzahlen, woven Du Dich selbst überzeugen kannst. Es ist eine Freude, zu aehen, was unsere Gartner, wohlbemerkt innerhalb des Stacheldrahtes, in einem Jahr geschafft haben. Erinnerst Du Dich noch, wie trostlos dieses Lager bei unserer Ankunft aussah ? Herr Schaafhausen riet uns sogleicb, ein hollandisches Kanal-

System anzulegen, was, unter der Leitung unserer Ostpreussischen Firma, schnell zustande kam. Kaum war der Sumpf zwischen der Kiiche und Fliigel C trockengelegt, sah man auch schon Onkel Jonas Radieschen, Zwiebeln und sonstige Suppenkrauter wieder aus dem Boden spriessen. Auch die Koche atmeten auf, als ihnen wieder eine natiirliche Quelle, auf welche sie sich

verlassen konnten, zur Verfiigung stand. Und der Nutzen, den ein jeder von uns zu seinem

eigenen Wohl daraus zog, konnte nur durch einen Vergleich mit der Abwesenheit dieser Quelle eingeschiitzt werden. Unsere Gesundheit hat sich jedenfalls mit ihr sehr gut erhalten. Mit gleichem Eifer gingen auch unsere Blumengfirtner an die Arbeit. Schon in den ersten Tagen hatte man sich geeinigt, wer die

verschiedenen Ecken und die langen Beete vor den Flugeln bestellen sollte, und es sollte sich bald zeigen, dass, wenn einer die Sache iibemimmt, die beaten Resultste erzielt werden Herr Schreiber hatte Nelkenzweige mitgebracht und befasste sich alsbald mit dem Beet vorm Fliigel D, wo wir das ganze Jahr eine Reihe von dem Pastell-farbigen Winter-''ohn bewundern konnten, bis vor kurzem dieses Stuck Land in andere Hande kam und Herr Schreiber mit seinen Nelken in eine wirmere Hoke vor der neu en Bibliothek übersiedelte.

Vorm Fliigel C reach ten sich die Gebriider Jahnke zu schaffen; aber mit der vielen Feuchtigkeit und mit dem ankommenden Winter wollte in dieser Ecke fur lange Zeit nichts wachsen, bis Hermann Retzlaff ire Fruhjahr mit Kunstdiin-

ger zur Hilfe kam und schliesslich einen Rie-sen-Erfolg mit Ringelbluraen hatte. Eine ganze Reihe von Gartnem hatte sich den Grund zwischen Fliigel C und A in Quadratzentimeter ausgerechnet und eingeteilt, wodurch jedoch das allgemeine Aussehen dieser Ecke gewaltig litt. Dieser pflanzte Gemiise, der andere Blumen, in einem wilden Durcheinander. Dann regnete es wieder, und man wagte nicht, durch den Dreck zu'gehen, der an den Stiefeln klebte wie Kleister — bis endlich Herr Urban kam und wenigstens die Seite neben dem A-Fliigel etwas passabel roachte, indem er einen Rasen anlegte und daneben einen Weg zum Waschhaus haute bezw. verbesserte.

Das lange Beet vor dem A- ? liigel wurde, ebenfalls vorteilhaft, Keren Heindl überlas" sen, der es mit Steinen einfasste und schon verschiedene Farben-Effekte erzielte. Leider sind durch den Frost seine Geranien bis auf zwei Stocke eingegangen, aber dafur bedeckten Petunien in den letzten drei I onaten das ganze Beet. - Hier befindet sich ausserdem der gross* te Apfelbaum im Lager (zirka 1 Meter hoch),den Herr Blwnhardt nachstens veredeln will.

Das Beet vor Fliigel B wurde leider grosstenteils veinachlassigt. Nachdem sich niemand besonders darum kummerte, wurde es teilweise eine Aussaatstelle, die augenblicklich real wieder ziemlich dde aussieht. Im Fruhjahr jedoch bot es mit der Viola und StiefnnitterchenEinfassung wenigstens bis zur Halfte einen netten Anblick.

Das Meisterwerk unserer Blumengartnerei schuf jedoch Herr Ferschmann, mit seinem Stab von Untergartnern und Mitarbeitem, zwischen den beiden Flugeln B und D. Es war eine Rie-sen-Arbeit, die Steine und Erde zusaramenzuschleppen und einen schbnen, ebenmassigen Plan durchzufiihren. Diese Ecke hat dazu noch den Vorteil, etwas geschiitzter zu sein,und schon als sonst noch alles im Lager ode war, machte sich hier die Kunst bemerkbar. Aber gerade kurz vor Weihnachten war wohl da die Farbenpracht am hochsten. Orangenfarbiger, islandischer Mohn, die buntesten Levkojen, Tulpen, Veilchen, Vergissmeinnicht und Studenten-Nel-ken und was man sich sonst zu dieser Zeit in Neuseeland nur denken kann, war wohl vertreten. Ja, man merkte, dass dieser Platz nicht zum Whscheaufhangen da war, und die Leinen begannei allmahlich zu verschwinden.

Als UntergMrtner wir einstweilen verzeichnen konnen: Blumenfreund Al® berts, AlpenjSger Skardarasy, Naturfreund Dibbern, Geraert die Kunst und Otto Br’ihne. Herr Skardarasy hat in® dessen auch einen Sonnenblumen-Park angelegt, und vor Ferm Belins Hiitte ranken Kapuziner® kresse und Sdelwicken uia die Wette. Hinter der Wascheleine von Flugel B hat Herr Lundt einen kleinen, mit Windschutz ver® sehenen Blumen- und Geralisegarten angelegt,wie es hier allmahlich die Rode zu werden scheint. - Herr Fleischmann, in geringar Sntfernung davon, kultiviert zwei Ruadratmeter mit KunstIleizung, welch© ihn Sommer und Winter mit Sa® lat eindecken;(and vor der Apotheke, beim Hos® pital, wachsen Kartoffeln in einem sogenannten ’•DIG-FOR-nCTOBT” Garten! ).- Zwischen Hospital und Faustballplatz steht eine afrikanische Lehmhutte, rings mit wilder* Lupinen bepflanzt «• - der beliebte Zu®

fluchtsort Naturforschers Ahlborn,des iSrrichters derselb er< • Von den Garten der Italiener waren nur die Gemuse-Beete, die mit einem Windschutz versehen waren, zu etwas gekommen. Auch die Dinarien-Rinfassung des Basens zwischen ihrer Kiiche und der Hauptstrasse machte sich ganz schon; aber die Mehrzahl ihrer Leute hatte sich dem Pana-Staub ergeben. Herr David Blurahardt hat auch eine nette Blumen-Anlage vor der Kan tine, die schon mehr® male, von der Strasse aus gesehen, einen gu« ten Rindruck machte, Selbst deutsche Primein, Maiglockchen, Rosen, Tulpen und Vergissmeinnicht 7/Bren dort vertreten. Die Schwertlilien machten sich fur kurze Zeit auch sehr nett, verbluhen jedoch in diesem Klima viel zu schnell. Wollen wir hoffen, dass sich die herr lichen Dahlien, die jetzt zur Bliite kommen, et< was 1 anger bewahren. Herr Gemert, Herr Wild, und manchmal auch Herr Ostermann, nehraen eben® falls mehr Oder weniger an der um das Kantine—Gebaude teil; aber wie sich die Proportion eigentlich verhalt, ist noch nicht festgestellt worden. Wie die Italiener, so haben sich auch die Japaner mehr fiir Gemuse—Garten interessiert.Der Japaner emahrt sich ja fast ausschliess® lich von Pflanzen und Fisch. - Aber itar i-ei«= sterwerk bestand in einem Rasen, den sie vor ihrer Hiitte anlegten und der bis jetzt noch unubertroffen reinlich und flach wie eine Tischplatte in Ordnung gehalten wurde.

Auch bei uns hat man verschiedene Versu® che gemscht, moistens jedoch nur individuelle Ausschwarrae Oder hochstens in kleinen Gruppen, denen wir zu verdanken haben, dass es wenig® stens ur unsere Hiitten ziemlich reine ist.Herr von Zeddelmann und Herr Nehm waren gleich von Anfang an dabei; dann auch die Herren Hintz, Otto Brahne, Riethmaier, Schreiber, David Blum* hardt, Wild & Co., und nicht zu vergessen Herm Urban, der, seitdem er hier ist, unaufhdrlich bald hier bald da Hand angelegt hat. Dann be® teiligten sich auch noch einige, die spater in die Cliche iibergegangen sind, und der ganze Flugel C war eines Tages beim Stacheldraht em Rerk, aber diese Geschichte hat sich noch nicht wiederholt.

Letzten Winter begann Herr David Blum® hardt hinter uem A-Fliigel im langen Gras umzu® graben. Jeden Tag zog er seine Ainien an Btacheldraht entlang, und allmShlich wurde man gewahr, dass es einen neuen Gemiise-Garten er® geben sollte. Zuerst kamen die Radieschen.;und nun sind es schon Zwiebeln und Tomaten, die demnachst emtefahig werden zufolge der Pflege und der unzahligen Bimer voll Wasser, womit

die Gebruder Blum«

hardt in dierem trokkenen Sommer clort un= ermtidlich am berk wa= run.

Im Fruhjahr den auch Rosen ge= kauft und an ver* schiedenen Platzen in Lager angepflanzt, was auch zur allge= meinen Verschonorung beitrug, da weder Baum noch Strauch hier war, ale wir an® kamen. Leider verbluhen sie aber sehr schnell in diesem Klima, und selbst der Duft kann mit den Rosen von Europa nicht verglichen wer« dan.

Void zweiten Spaziergang, den wir machten und aer den jungen Leuten gewid-

met war, brachte Herr Braunias einige Weidenzweige mit nach Hause, woven einer, vor dem Eingang zum B-Flugel, schon ganz gut wachst. Ein anderer hatte sich ebenfalls schon ganz schon entwickelt, beim See hinter dem Fuss® ballfeld, wurde aber letzthin von den Reumachem rucks ichtslos wieder abgeraaht. Schliesslich sehen wir Herrn Hintz jeden Tag seinen neuen Garten vor der Lesehalle so sorgfaltig pflegen, wie es kaum ein zweiter macht. Jedenfalls braucht er sich einstweilen nicht mehr viel mit Katzen zu argern,denn die meisten sind tot. - - - Pie Jinfassung mit der "Himmelskonigin" macht sich sehr schdn, und die Sdelwicken an der Wand der Le« sehalle sind ebenfalls in voider Bliitenpracht und sine Freude zu betrachten. Pie Lowenmaulchen kommen auch schon zur Flute, und mit den Astern und Zinnien dtirfte es bald ein herrliches Bild ergeben. -

Wo immer es auch ist, ’’Segen ist der J.'uhe Preis”. Und wir danken den Xsmeraden, die so zur Reinheit, Ordnung und Schonheit im Lager beigetragen haben, denn ohne Blumen und ohne das Cenriise in unseren Garten hatten wir ganz gewiss ein viel trostloseres Jahr erlebt; da« ran besteht kein Zweifel. Dazu sind die Blumen

ja da, dass sie den

llenschen erfreuen; und die Koche haben auch eine viel leichtere

Aufgabe, wenn sie sich in der Klemme befinden und auf unsere eigenen Quellen verlassen kdnnen. - Beshalb sind wir alien, die sich daran irgendwie beteiligt haben, auch denen,die mitgeholfen und ausgeholfen haben, recht

dankbar. - Du wirst mir vergeben, wenn ich sie heute nicht alle nenne, aber ich werde Dir noch manches Erbauende über meine Kameraden erzahlen. Darauf kannst Du Dich verlpssen.

De in

dcutscher Kamerad.

This article text was automatically generated and may include errors. View the full page to see article in its original form.
Permanent link to this item

https://paperspast.natlib.govt.nz/periodicals/DSPOST19440206.2.19

Bibliographic details

Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 98, 6 February 1944, Page 6

Word Count
1,529

BRIEFKASTEN. Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 98, 6 February 1944, Page 6

BRIEFKASTEN. Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 98, 6 February 1944, Page 6

Log in or create a Papers Past website account

Use your Papers Past website account to correct newspaper text.

By creating and using this account you agree to our terms of use.

Log in with RealMe®

If you’ve used a RealMe login somewhere else, you can use it here too. If you don’t already have a username and password, just click Log in and you can choose to create one.


Log in again to continue your work

Your session has expired.

Log in again with RealMe®


Alert