BERICHT DER ERLEBNISSE UNSERER DREI SOLDATEN AUS DEM WELLINGTON HOSPITAL.
( 11. Forts etzung. ) Der Gefreite Vogler berichtet weitert
"Die N a chmittagssonne schickte gerade ih« re vorletzten trahlen zur irde und beleuchtete die Passaden der Hauser, als wir in die deutsche Siedlung e inruck ten. Cbwohl die linagebung gutes Land war, hatte die Medlung das GeprSgo jener OrtscHaften, deren Bewohner ihr Dasein muhselig dem 80. en abringen miissen.: ie
angrenzenden Felder und /cker waren verwiistet und zertrampelt, was auf Willkiirhandlung schliesaen liess. Diese Annahme hat sich dann auch als rich tig erwieaen; und zwar waren es die Soviet-Truppen gewesen; zu ihrem .erke hatten sie noch die deutsche Bevdlkerung zwangsweise herangezogen, um die bebauten Folder dieser bemitleidenswerten Volksgenossen zu verwUsten.
Die : iedlung selbst war auagestorben; von dor deutschen Gemeinde war nichts zu sehen. Lie bos hatten doch die Russen gehaust; Aufgebrochene und zerschmetterte Turon, gMhnende Fersterhdhlen zeugtan von ihrer Gewalttatigkeit; hier und da schienen bei Haussuchungen die paar Habseligkeiten der in grdsster Kot lebenden Leutschen einfach aus dem ' •enster geechleucert worden zu sein; denn zerbrochene tiihle, Tische, Kisten, Krige, zerrissenes Bettzwug und viel anderes Gerat lag zeratreut auf der Strasse. Leider konnte ein Blutvergiessen nic it ganz von uns verhiztet warden; dazu kamen wir etwas zu spat. 3® berhaupt scheinen die Noskowiter nicht ohne Blut zu vergiessen leben zu konnen. enn auch veroinzelt, so lagen doch an verschie® denen I tellen unschuldig hingeschlachtete Zivilisten in ihrem Blut; selbst Frauen waren nicht verschont geblieben. - Das ich air erst gar nicht erkldren konnte, waren die toten ruaeischen Soldaten in der Siedlung - - soilto sich etwa die
deutsche \inwohnerschaft in ihrer v erzweif* lung der Übergriffe der Russen erwehrt haben? Ke in, noch im Laufe des Nachmittags erfuhren wir, dass die Roldaten unter siah ftreit gehabt batten und dass die betreffenden auf der Stelle von ihren Offizieren unter der Anleitung sines Komis ears rucksichtslos erachossen worden waren. — Die SovietArmes wimmelt nur so von Komniiesaren, die nichts waiter Bind als die, nennen wir sie, die Polizisten und Spitzel des Harm f talin zur iJberwachung seiner Generale und Offizie®
re. Ich salite jftb sehr gethuscht haben, wenn die an dieser von all er lelt entruckten deutschen Siedlung begangene Gewalttatigkeit nicht auf Befehl sines dieser Komi sears er® folgt war. Diese T erren Kommissare waren bei uns im Deer recht schlecht angeschrieben; sie hatten schon so manches auf ihr Kerbholz ge« bracht, socass inzwischen als Verge It ungs® massregel unsere Heeresleitung den Befehl erteilt hatte: Jeder gefangengenommene KommissaT wird ur.gehend erschossen. Von der Zsit an htiteten sich die Herren Kommissare, an der Front ihre Kommissar-Auszeichnungen zu tragen. - Das erste lebende Wesen, das uns dann doch in der Siedlung entgegenstiirzte, war sins im mittleren Alter stehende Frau; urn das zergriimte Gesicht trug sie sin Kopftuch, und in ihren Armen hielt sie ein 3-4 jahriges Kind, das sie krarapfhaft an sich driickte. "Freunde, Freunde", stiess sie unter Trnnen hervor, "warum seid ihr nicht zwei, drei - tunden eher gekommen; seht her! Das haben die Russen getan!**, und zeigte auf den einen Arm ihres Kindes, der eine blutige Masse war. Die Armste wurde dabei ganz hysterisch und wiedsrholte nur immer dieselben Worts, was ja, nach all dem, was sie durchgemaoht und gelitten haben musste, zu verstehen war. Mutter und Kind wurden durch unsere Rani td ter aofort zur Behandlung an unseren Arzt gewiesen. -
Allmdhlich kamen mehr Siedler zum Vorachein; erst auf die Kunde hin, dass deutsche Soldatsn in der Siedlung seien, hatten sie es gewagt, ihre - cblupfwinkel zu verlassen. Riihrend war es, wie diese kenschen uns das wenige und Kiirgliche an Lebensmitteln brachten, was von den Russen beim Durchstobem ihrer Hauser unbemerkt geblieben war, und aus Dank dafdr, dass wir dem wiisten Treiben der Russen in ihrer Siodlung ein Halt geboten hat ten. Aber wir batten ja geniigend Hahrung mit und konnten ihnen alles lessen. Seit Gensrationen letten Deutsche auf jener Scholle. Trots all der politischen Katastrophen, die Über das Land gebraust waren und trotz all der Not und des Elenda, die sie im Gefolgs batten, haben diese ilenschen trwu und fest zur luttersprache gehalten. Auffallend in der Menge war das Fehlen junger banner; mit Knall und Fall hatte die Soviet-Regierung bei Kriegsausbruch das wehrfahige Blut dor Gemeinds einfach in ihre Arose gezwungen. Unter anderem erfuhr ich auch, dass die Eiedler von don Krtragen ihrer Felder nur so viel fUr sich behalten diirfen, dass es zum Sterhen zu viol und zum Leben zu wenig ist; alles andere muss dem Ltaate gegen eine lacherliche Vergiitung abgegeben werdwn,bezw.wird eingezogen.
ichts hasst der als dranktireure, und obwohl es laut Ver fugling unserer Armeeleitung beksnnt war, dass all® mit der .affe angetroffenen Zivilisten rucksichtslos niedergemacht werden, gab es deren in Fussland noch zur gentfge. Bei uns Fol da ten war es schon lange ein ungeschriebenes Gesetz: fur JeckenFchutzen unc. ihre elfers lelfer gibt es kein Pardon. So grausam und unmenschlich sich dies auch anhoren mag, mochte ich doch denen anraten, tie sich ein Urteil daruber erlauben wollen, selber erst mal solche Feueruberfalle zu erleben. Die Zahl der <eiber, die diesen Bandon engehUrten, war unglaublich. Aus Gewehren und ! ascii inengeA ehr liatten wir aus Gehoften eohwer Feuer bekommen. 7 it Fandgranaten bewaffnet schlich ich einem dieser Gehofte zu, das etwas abgelegen von den anderen Gehoften war, auf die sich eine zweite Gruppe von ein paar Mann mit Handgranaten und Kaschinenpistolen bewegte. Das Haus stand zur ebenen Er de;
mit eineru ’ritt meines Stiefelabsafezes flog die Tur auf, und - - da sehe ich gerade durch die offene Tur, wie auf der anderen Seite des grossen Itaumes eine Frau ira i’ortlsufen win Gewehr wegwirft. Im selben Augenblick fliegt auch schon meine Handgranate durchd en Tiaum; mit der Explosion bricht die Fliehende zusariimen. Hinter der Pur, die ns ch aussen offnete, fand ich noch 5 tote Kinder von 8 Jahren aufwnrts, die ich bis dahin nicht bemerkt hattes and die Aus senwand gedriickt hat ten sie sich hinter der ur verstecken wollen. ir ta» ten die kleinen leid, deren Leiber
noch zuckten und die durch die ‘Yevelhaftigkeit der Flutter urns Lebwn waren; aber das ist der Krieg und im Krieg.”
( Forts®tzung folgt.)
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Bibliographic details
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 79, 19 September 1943, Page 5
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