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EINE LANZE FOR DEN PROSIMISTEN. EINE ANTWORT AUF DEN T.T. ARTIKEL.

Lieber T.T. • Du hast ja in dem letzten Artikel in ei* ner der Stacheldrahtnummern dem Pessimisten gehdrig den Kopf gewaschen. Ob Du ihm al leadings geholfen hast, wenn das überhaupt die Absicht war, bezweifle ich sehr. Ich will Dir allerdings zugute halten, dass die im Jifer ergriffene Medizinflasche mit der Glaubens* tinktur nur der Anfarjg eines Experimentes war* Vielleicht kann ich Dir dabei etwas helfen. Es ist ja furchtbar einfach, verachtlich auf den Pessimisten herab zu sehen. Aber wenn sia jetzt, wo wir durch schwere Arisen gehen, nicht gleich mit luch einstimmen: ’’luatsch, — Lasst die nur erst mal reinkommen.•.",ist das wtrklich ein solches Verbrechen ? Ist es ein Verbrechen, wenn wir nicht dauernd grinsen und statt dessen eine Sorgenfalte nicht von der Stirn reiben konnen ? Oder wollt ihr etwa gar andeuten, dass der Pessimist nicht genau so wie die Schreier, von Herzensgrund wiinscht, dass unser Deutschland am Leben bleibt ? Dann wiirde der gute ■ ann wohl kaum seine Stirn in Falten ziehen, sondem er wiirde ganz mehr oder weniger offen seine Ha.nde mit Genugtuung reiben. Also was werft ihr ihm denn eigent* lich vor ? TT at sich T. 71 . vielleicht schon mal überlegt, dass ein Pessimist vielleicht nur ein Realist ist ? Wenn nicht, dann ist es ihm auch sicher unbekannt, dass mancher Optimist nur die Politik jenes bekannten Vogels be* treibt, der seinen Kopf so erfolgreich in den Sand steckt. Und desist wohl ein Nichtsehen aber kein Nichtvorhandensein einer Tatsache.Aber betrachten wir doch einmal sein Idol,den Optirnisten.- Seine offene.zur Schau Rgetragene Miene:”Mach Dir keine Sorgen, es ist ja alles in Ordnung”, ist sicher lobens* wert, und wir erkennen diese Selbstkontrolle an, Aber weniger gut, überhaupt nicht mehr originell, und zum Veil geradezu lacherlich, sind seine genialen eigenen Feldhermplane,

bei deren Entwicklung er mit bewunderungswer* ten Randbewegungen die grossartigsten ’’Pin* cermovements” in Sekundenschnelle entwirft und ausfuhrt. Dass es ihm keine Schwierigkei* ten bereitet, den Feind so ssssstttt— in die Z.-eare zu werfen, obwohl der Feind sich immermehr landeinwarts bewegt, ist ja klar. Und man kann nur den Pessimisten bedauem, der dann triibselig schweigend daneben steht und nie genug Him gehabt hat, urn vorauszu* sagen, dass wir nie Afrika aufgeben werden, dass der Feind nie und nimmermehr Sizilien,

Italien oder ein <ahnsinn) gar den At* lantikwall durchbrechen konnte. Unveczeihlich aber ist, dass er aus Ra* diomeldungen, die sich vielleicht widerspre* chen, oder die er überhaupt nicht richtig ver* standen hat, kurz dass er aus minimalan Un* klarheiten die unglaublichsten Schliisse zieht und das mit der selbstsichersten Stimme der Welt in den Schlafsalen ausposaunt. Es ist ja psychologisch alles zu verstehen. Ihr wollt genau so wie die Pessimisten, dass Alles zu unseren Gunsten ausgeht, und es entspricht nun mal Surer MentalitAt, dass ihr Such Was vor macht”. Aber bitte, lasst uns zufrieden. Warm man sich die Sache nachher selbst anhort, ist alles anders, und die Enttauschung ist umso grosser. Das gibt nur boses Blut. Die Quintessenz ? Lasst dem Anderen seine Logik oder wie Ihr es nennt, seine verblbdete Ansicht. Kurz: haltet das Paul. Fiinf Jahre In* ternierungszeit haben unsere Nerven nicht ge* rade gestarkt. Wollt Ihr den Pessimisten mit seligmachenden Glauben aufpappeln, dann gebt dem Optimisten und T.T. einen ordentlichen Schwachungstrunk, so dass er seine "Die sind ja noch garnicht... plus Pineermovementbewe* gungen” nur noch so schwach ausfuhrt, dass die Anderen nichts zu merken brauchen. Lass die Glaubenstinktur, T.T. Wenn sie Dir sohmeckt, dann kannst Du ja die ganze Plasche allein austrinken. Wir kurieren und schon selbst, wenn es ndtig sein sollte. Vielleicht ( Nanu, bin ich etwa doch ein Optimist ?) wird doch noch alles gut. p

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Bibliographic details

Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 127, 3 September 1944, Page 4

Word Count
602

EINE LANZE FOR DEN PROSIMISTEN. EINE ANTWORT AUF DEN T.T. ARTIKEL. Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 127, 3 September 1944, Page 4

EINE LANZE FOR DEN PROSIMISTEN. EINE ANTWORT AUF DEN T.T. ARTIKEL. Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 127, 3 September 1944, Page 4