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AN DIE DEUTSCHEN WELCHE NACH NEU SEELAND AUSZUWANDERN GEDENKEN.

I Landsleute, — Ich vernehme aus den. Englisclien Zeitungen dass mehrere yon euch entschlossen sind sich an die Neuseelandische Gesellschaft zu wenden, in der Absicht nach deren Ansiedelungen zu Port Nicholson und Nelson auszuwandern ; — and da es rair daran gelegen ist dass diejenigen meiner Landsleute welche sich aufgemuntert fiihlen nach einera so entlegenen Lande iiberzuschiffen, wenigstens einige Kunde yon dem Orte ihrer kiinftigen Bestimmung haben sollten, nehme ich mir die Freiheit einige kurze Bemerkungen in Bezug auf die hier bereits forrairten Ansiedelungen und deren Geeignetheit fur den in unserm Vaterlande iiblichen Acker- und Weinbau zu machen. Es ist mir aus eigner Erfahrung bekannt, dass dem Einwanderer bei seiner Ankunft in einem fremden Lande sich nichts shwieriger darstellt, als die Auswahl dcs besondern Platzes den er zura Scliauplatz seines kiinftigen Wirkens zu machen gedenkt, — es ist daher in der Absicht euch in dieser Beziehung als Wegweiser zu diencn, dass ich es wage folgende Bemerkungen an euch zu richten : — Neu Seeland, im ganzen genommen, ist zum Betriebe der in unserm Geburtslande iiblichsten Zweige dcs Ackerbaues ganz vorziiglich geeignet. — Klima und Boden machen es in einem hohen Grade zur Cultur der Rebe sowohl als auch dcs Oliven- und Feigenbaumes erwiinscht. In der That, die Ureinwohner dcs Landes flanzen beinahe jede Gattung Europaischer Friichte mit wunderbarem Erfolgc, und ich nehme keinen Anstaud zu bchaupten, dass Neu Seeland fahig ist, mit dem Fleisse und der Erfahrenhcit unscrer Landsleute, alle Europaischen Feld- und Gartengewachse in grosserem Ueberflusse und yon gleicher Gute, wenn nicht besser, als irgend einer selbst der begiinstigsten Theile Deutschlands zu erzeugen. Die Hitze dcs Sommers, obschon seiner geographischen Lage wegen zur Erzeugung mancher tropischer Pflanzen und Friichte geeignet, ist durch die hier bestandig fiihlbare Seeluft dennoch so gemassigt, dass der Landmann dadurch nicht gehindert wird selbst in der Mitte der heissesten Sommcrtage auf dem Felde zu arbeiten — und der Winter ist so mild und angenehm, dass in den moisten Theilen dcs Landes weder Frost noch Schnee bekannt sind. Was die Gesundheit dcs Klimas betrifft, kein Land der Erde kommt diesem gleich, nirgends gcniesst der Mensch seine eigene Existenz mehr als in diesem, und in keinem Lande kann er sich einer dauerhafteren und voUkommeneren Gesundheit versichern. Allein, obschon das Land in sich selbs so erwiinscht ist, lasst sich dennoch verniinftigerweise vermuthen, dass gewisse Theile Neu Seelands Vorziige iiber andere haben. Geographische Lage und selbst ortliche Besonderheiten machen in jedem Lande einen Unterschied aus. Ausser den Ansiedelungen der Neuseelandishen Gesellschaft, welche hauptsachlich an den entgegengesetzten Ufern dcs Sud-Endes der nordlichsten Insel Neu Seelands und dem Nord-Ende der Grossen oder Mittern Insel gelegen sind, giebt es noch zwei andere Niederkssungen, deren cine einer andern Englischen Gesellshaft, und die andere einigen Franzosischen Ehwanderern zugehort; nebst den Ansiedlungen an der Mitte und an dem nordlichen Ende der Nord- Insel, welch letztere unter der besondern Leitung der Englischen Regierung selbst stehen. Die Franzb'sische Ansiedelung Akaroa liegt auf the Mittern Insel, und ist ihrer sudlichen Lage und ihres Klimas wegen die kalteste und reitzloseste aller Europaischen Niederlassungen dcs Landes, und kann gegenwartig, einiger Missverstandnisse zwischen den Regierungen Englands und Frankreichs und sonstiger Umstande wegen, dem Einwanderer durchaus keinen Vortheil gewahren. ' Die nachste Ansiedelung nordlich yon hier ist Nelson, welche der Neuseelandische Gesellschaft zugehort, und obschon dieselbe in mancher Beziehung besser gelegen ist, und viele gute und reiche Landereien enthalt, sind dennoch verschiedene ernste Emwendungen dagegen zu machen. Der Nelsoner Seehafen ist weder gut noch sicher, und die Landereien in der Nahe der Cooks Strasse sind zu heftigen Winden ausgesetzt ran sic f iir den Weinbau §ben so vortheilhaft als die mehr nordlich gelegenen Districte halten zu konnen. Port Nicholson, die ersto und grosste dieser der Neuseelandischen Gesellschaft zugehorigen Ansiedelungen, ist eben denselben Einwendungen als Nelson unterworfen. Der hier durchgangig steilen Seekuste und dcs ganzlichen Mangels an ebenen Landereien in der Nahc

em Preiss den der wenig bemittelte Einwanderer nicht zu bezahlen vennag. Es hat aber ausser dieseu hier noch cine andere Klasse welche bedeutende Strecken Landes besitzt, diese besteht aus Europaern die yon den Ureinwohnern Landereien angekauft haben eho die Englische Regierung auf die Herrschaft Neu Seelands anspruch raachte. Da diesd Individuen gegenwartig yon der Regierung in dem Besitze eines Theiles ihrcr Landereien bestatigt "warden, -vrurden sic sehr gerne mit irgend einem Eimvanderer der sich auf ihrem Lande niederzulassen geneigt fiililte, die billigsten Bedingungen eingchen. Diese Leute sind yon der Englischen Regierung so lange aus dem Besitz ihrer Landereien gehalten worden, dass viele derselberi in diirftige Umstande geriethen, und dalier nicht im Stande sind, Arbeiter zur Urbarniachung ihrer Landereien. auf eigene Kosten kommen zu lassen. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass sehr vortheilliafte Bedingungen mit ilmen geraacht Tverden konnten. Ich habe mohrere Unterredungcn mit versclriedonen dersclben über diesen Gegenstand geliabt, und finde dass sic durchgehends geneigt -wraren ihre Landereien gegen Entrichtung einer sehr geringen Mietho fiir 5 oder auch mehrere Jalire an Einwanderer zu iiberlassen, mit dem Kechte, nach Ablauf dieser Frist das Land zu einem zur Zeit der ersten Uebereinkunft bestimmtea Preiss an sich zu kaufen — welcher Kaufpreiss viel ttiedriger sein wurde, als der yon der Regierung festgesetzto ; und ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass cine thatige Familie solchen aus dem Ertrage der G-rundstucke selbst in kurzer Zeit zu entrichten im Stande ware : so dass es in der That fiir einen wenig bemittelten Einwanderer nicht schwer ist, in einem der beguns(igsten Theile dcs Landes Eigenthumer eines schatzbarcn Grunstuckes zu werden. Ich habe obige Bemerkungen einzig und allein in der Absicht zu Papier gebracht, urn durch gemachte Beobaclitungen und Erfahrung meinen Landsleuten natzlich zu werden. Es wurde mir daher zum Vergnugen gereichen wenn einige derselben daraus Vortheil ziehen sollten. I verharre, theure Vaterlandsgenossen, Ever ergebenster Landsmann, Philipp Kunst. Aucldand, Neu Seeland, \ den 23sten May, 1843./

der Stadt wegen, sieht sich der Einwanderer gezwungen in bedeutender Entfernung vom Markte semen Wohnort auszuwahlen ; — und da der Boden hier durchgehends mit dickem Geholze bedeckt ist, so wurde die Urbarmachung desselben dem wenig bemittelten Einwanderer ausserst schwer und theuer kommen. Der Boden an den Bergabhangen und in den Thalern niochto dem Weinbau ziemlich entsprechen, allein die heftigen Sturm ), welehe hier wahrend dcs ganzen Jahres vorherrschend sind, wurdcn diese Art yon Beschaftigung sowohl gefahrlich als unsicher machen. Icli glaube daher im Ganzen gerechtfertigt zu sein; wenn ich denjenigen meiner Landsleute, -welche hier den Landbau auf die in ihrer Hfeimath übliche Weise zu betreiben geken, anrathe, ihre Zeit und Mittel nicht in frucbtlosen Versuchen zu verschwenden, Weingaijfe'n in der Nahe der Cooks Strasse anzuleg'en, da andere Theile Neu Seelands bei weitein besser dazu geeignet sind. Auckland und die Inseln-Bay (Bay of Islands) haben sowohl ihrer geograpbischen als ortlichen Lage wegen bei weitem den Vorzug über alle iibrigen Ansiedelungen in Neu Seeland ; und wurde ich bloss die Fahigkeit dcs Landes in Hinsicht dcs Weiubaues berucksicbtigen, ich konnte nicht umhin der inselnBay und den nordlich yon dieser Bay gelegenen Landereien den Vorzug selbst tiber Auckland und die Niederlassungen an dem ThamesFlusse einzuraumen. Das Klinia ist gegen Norden unstreitbar am besten, und die Temperatur am gleichforrnigsten im ganzen Lande ; der Boden ist mefirentheils vulkanishen Ursprungs und yon der besten Art. Die Distrikte yon Auckland und der Inselu-Bay haben noch überdiess den Vortheil über die Niederlassungen der Neuscelandischen Gesellshaft, dass hier die Landereien mit grosserer Leichtigkeit und mit unglich geringerem Kosten-Aufwande urbar gemacht werden konnen, da es sowohl in der Umgebung Aucklands als der InselnBay unbewaldete Landereien im Ueberflusse giebt, deren Oberflache mehrentheils mit der Felices überwachsen ist, welche sehr leicht vertilgt werden kann. In der Nahe yon Auckland giebt es bedeutende Landstrecken dieser Art, wovon die Europaer sowohl als die Ureinwohner bereits einen Theil angebaut haben. Dieser Boden erzeugt eben so gute, wenn nicht bessere Friichte als das beste Holzland hervorzubringen fahig ist. Obschon ich in Beziehung dcs EUimas der fnseln-Bay den ersten Platz eingeraumt habe, so wflrde ich dennoch, verschiedener Ursachen wegen, Auckland den Vorzug vor alien übrigen Ansiedelungen zugestehen. Der Einwanderer hat ausser dom I^Jima vn<\ Ti 'Y^p. auch die Nahe dcs Marktes, die Fahigkeit acs Bodens fftr andere Zweige dcs Landbaues, Wohlfeilheit der Lebensmittel, Schulunterricht, u. s. w. zu berilcksichtigen. In Betracht aller dieser Berucksichtigungen verdient Auckland den Vorzug. Die Landereien in der Umgebung der Stadt sind ganz vorzuglich zur Anlegung yon Weingarten geeignet. Man erblickt hier in einem Umkreise yon ohngefahr zwei bis drei deutschen Meilen die Ueberreste yon nicht weniger als zwanzig ausgebrannten Vulkanen, und die Hugel sowohl welche in frOherer Zeit jene Vulkane einsclilossen, als auch die sic allenthalben umgebenden reichlich bewasserten Thaler, scheinen ihres Bodens und ihrer Lage wegen ganz besonders fttr die Kultur der Rebe geshaffen zu sein. Ueberdiess hat der Distrikt Aucklands auch den Vortheil einer bequemen und wohlfeilen Wasser - Kommunikation mit den reichsten Ackerbau Distrikten der ganzen Insel, als z. B. dem Thames- Thale, der Ebene yon Manukau, den ausgedehnten Landstrichen an der Waipa und Waikato, der Kaipara und Wangari, nebst vershiedenen anderen Niederlassungen gegen Norden. Ich habe Manukau mifc Stillsweigen übergangen, da die in Bezug auf Auckland gemacten Anmerkungen, seiner geringen Entfernung wegen, auch far diesen Distrikt gelten. Ich fuhle, indem ich solchermassen den Distrikt yon Auckland meinen Landsleuten als kunftigen Wirkungskreis anempfehle, dass sich ihnen naturlWierweise die Frage aufdringen muss, auf welche Weise und unter welchen Bedingungen Landereien daselbst zu bekommen sind ; — und da ich wohl weiss das jeder Deutsche darnach strebt. Eigenthumer dcs Grundstuckes zu werden, welches er sich zum bleibenden Wohnsitze ausersehen und durch semen Fleiss und seine Arbeit fruchtbar zu raachen sucht, wflrde ich es nieht der Muhe werth gehalten haben diese Zeilen an euch zu richten, wenn nicht die gewisse Aussicht vorhanden ware, dass ihr euch in diesem Theile dcs Landes, ohne alle Schierigkeit, gute Landereien fur einen wohlfeilen Preiss zueignen konntet. Die GrundeigenthAmer in diesem Theile Neu Seelands zerfallen in drei Klassen. Die Ureinwohner besitzen immer noch die bedeutendsten Landstriche, diirfen aber jetzt (aus Ursachen die kein aufgeklarter Mensch begreifen kann), dieselben nur an die Englishe Kegierung verkaufen. Die Regierung halt bestanding gewisse Gundstucke zum Verkaufe bereit, welche Em Pfund Sterb'ng (12 Gulden rhein.) fur den Acker fordert ; — diess is aber

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Bibliographic details

Daily Southern Cross, Volume 1, Issue 6, 27 May 1843, Page 3

Word Count
1,669

AN DIE DEUTSCHEN WELCHE NACH NEU SEELAND AUSZUWANDERN GEDENKEN. Daily Southern Cross, Volume 1, Issue 6, 27 May 1843, Page 3

AN DIE DEUTSCHEN WELCHE NACH NEU SEELAND AUSZUWANDERN GEDENKEN. Daily Southern Cross, Volume 1, Issue 6, 27 May 1843, Page 3

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